Thema 8: Partnerschaft

P. Vaterschaft

Uhr 43:11 Länge 2'35" Mainz

Sprecher:
Das ist Christian. Vierzehn Jahre ist er alt. Die Schule hat er für heute abgehakt, und wie er sagt, mal wieder Lust auf seinen Vater, der in einem Kulturzentrum arbeitet.

Christian ist ein sogenanntes nichteheliches Kind. Seine Eltern waren nie verheiratet. Als ihr Sohn sechs Jahre alt war, hatten sie sich getrennt. Christian lebt bei seiner Mutter, die das Sorgerecht für ihn hat. Das ist der Normalfall. Die Väter haben das Nachsehen, denn die Mütter können nach der gegenwärtigen Gesetzeslage auch bestimmen, ob und wann die Väter sich mit ihren Kindern treffen dürfen. Nicht selten werden die Kids so zu Spielbällen ihrer Eltern, die auf dem Rücken der Kleinen ihren eigenen Kampf austragen. Das verbissene Gezerre geht oft bis vor die Gerichte. Einen eigenen Anspruch des nichtehelichen Kindes auf Umgang mit seinem Vater kennt das Gesetz nicht.

Christians Eltern haben sich meistens friedlich geeinigt. Doch manchmal ergab's auch Zoff, und je nach mütterlicher Stimmungslage hatte der Vater kurzerhand schon mal das Nachsehen, was ihn heute noch ärgert.

Christians Vater: Man ist als Vater absolut hilflos. Obwohl man Pflichten hat, wie gesagt, hat man da überhaupt keine Rechte, und das ist
... Quatsch.

Sprecher: Wenig Rechte aber Pflichten: So muß Christians Vater Unterhalt für seinen Sohn zahlen. Klar, daß die Mutter dazuverdienen muß und sich damit ihrem Kind weniger widmen kann.

Sprecherin: Patrick Kessler trägt den Namen seines Vaters. Trotzdem ist er ein Mama-Kind, denn das Sorgerecht für ihn hat nur seine Mutter. Noch können sich Paare wie Gabi Weber und Hermann Kessler, die wie eine ganz normale Familie zusammenleben, aber keinen Trauschein haben, dieses Recht nicht teilen. Das kann für den Vater schon im Kindergarten Probleme geben.

Hermann Kessler: Wobei wir natürlich die Sache geschickt umgangen haben, dadurch daß das Kind meinen Namen eben hat. Wenn ich auf den Elternbeirat gehörte, gleich würde es sicher keine Schwierigkeiten geben, aber es gibt schon Momente, wo--ah--wo das vielleicht ärgerlich sein könnte für das Kind, wo es nachteilig sein kann.

Sprecherin: Bürokratische Formalitäten wie die Anerkennung der Vaterschaft sind dem Paar zwar lästig, doch echte Sorgen haben sie, wenn sie an einen Unglücksfall denken.

Gabi Weber: Im schlimmsten Fall, wenn ich sterben würde, ist es ja nicht dann so, daß das Kind eben automatisch dann bei seinem Vater bleibt sondern es kann sein, daß sich da andere Instanzen einschalten, im schlimmsten Fall, daß das Kind eben in ein Heim erst mal kommt, bis die Sachen geklärt sind.

Sprecherin: Eine spätere Heirat schließen die beiden nicht aus. Immerhin ist ein zweites Kind unterwegs. Doch das soll sie nicht umwerfen: ihre Vorstellungen vom Zusammenleben ohne Trauschein.