Thema 4: Gleichberechtigung

G. Verkehrszeichen

Uhr 16:38 Länge l'54" Hannover

Sprecherin:
Die Stange des Anstoßes: fünfzehn Zentimeter lang, fünf Zentimeter breit leicht verwittert. Ein, zwei Pinselstriche, die den kleinen Unterschied zwischen Damenund Herrenfahrrad markieren.

Doch ihre Tage auf Hannovers Wegen sind gezählt: die ersten Räder sind bereits entmännlicht. Erster Erfolg der Frauenbeauftragten der Stadt in ihrem Kampf, die männlichen Symbole aus dem Verkehr zu ziehen. Zur Geschichte:

Ursula Müller, Frauenbeauftragte: Mich hat nicht nur das Herrenfahrrad gestört. Ein Männchen, was über den Zebrastreifen geht, ein Männchen, was in die U-Bahn einsteigt und so weiter, und diese Männerdorninanz fiel uns auf, und daß sie sogar sich beim Fahrrad niederschlägt, war
uns eben auch aufgefallen.

Sprecherin: Auffallend schnell kam dann die Reaktion aus dem Hannoverschen Tiefbauamt. Zwar gilt die alte Schablone noch heute als Vorlage, doch die Stange ist weg.

Und seitdem wird in Hannover gepinselt, was das Damenrad hergibt--trotz einiger Bedenken des Herrn im Tiefbauamt, der die Angelegenheit wie er meint, mit der notwendigen Distanz betrachtet.

Hubert Güner, Chef des Tiefbauamtes: Ich will nicht sagen, ich finde es Quatsch, aber ich--ah--meine, es gibt wahrscheinlich Wichtigeres in den Gleichberechtigungsfragen zwischen Mann und Frau.

Sprecherin: Sicherlich, doch der Kampf um die symbolträchtige Gleichberechtigung geht weiter. Im hannoverschen Frauenbüro beschäftigt man sich bereits mit der Frage, warum gerade eine Frau im Röckchen mit dem Kind spazierengehen muß; warum gerade ein Mann den Start zum Überqueren der Straße geben muß; und warum die Dame unbedingt im unförrnigen Sackkleid das stille Örtchen aufsuchen muß?

Und wenn eines Tages all diese Fragen beantwortet sind, dann, ja dann kommt wirklich Brennendes auf uns zu: die Frage nämlich, ob dieses schützenswerte Wesen männlich oder weiblich ist.