Thema 6: Arbeit

L. Weniger Arbeit

Uhr 30:06 Länge 2'50" Hannover

Ulrike Angermann: Heute sind wieder die neuesten Arbeitsmarktzahlen herausgekommen. Die Zahl der Arbeitslosen steigt immer weiter. In Deutschland gibt es jetzt schon mehr als drei Millionen Menschen, die ohne Arbeit sind.

Experten sagen, daß sich Deutschland in der Rezession befindet. Rezession: dieser Begriff kommt aus dem Lateinischen und heißt Rückgang. Für die Industrie bedeutet das, daß sie nicht mehr so gute Geschäfte macht.

Vom Rückgang betroffen ist auch die Automobilindustrie. Bis vor einigen Monaten waren dort die Geschäfte sehr gut. Das hat sich geändert. Die Geschäfte gehen schlechter. Zum einen haben sich viele gerade ein neues Auto gekauft. Zum anderen gibt es immer mehr Menschen, die Angst um ihren Arbeitsplatz haben und deshalb sparen. Die Autofirmen verkaufen immer weniger Autos. Das zwingt sie, einen Teil ihrer Mitarbeiter früher zu pensionieren oder sie weniger arbeiten zu lassen, das heißt, sie in Kurzarbeit zu schicken.

Sprecher: Das Zeichen kennt fast jeder: VW. Hier im Werk Hannover werden die Transporter gebaut. Ober 17.000 Menschen sind damit beschäftigt--normalerweise jedenfalls. Im Moment jedoch haben die meisten frei. Das Werk macht Kurzarbeit.

Klaus Geestmann: ja, Kurzarbeit heißt für uns, daß wir jetzt zehn Tage lang im Januar keine Arbeit hier im Werk haben. Das ist gestrafft worden auf zehn Tage, weil es sich nicht lohnt am Tage, drei Stunden zu arbeiten und den Rest zu Hause zu bleiben, weil man die Maschinen nicht für drei TaStunden im Gang halten kann. Der Aufwand wäre zu groß.

Interviewen Warum wird kurzgearbeitet?

Klaus Geestmann: ja, weil zur Zeit die Nachfrage nach unseren Fahrzeugen sehr gering ist. Wir produzieren weniger, wir haben dadurch weniger Arbeit, und deshalb arbeiten wir zur Zeit kurz.

Sprecher: Klaus Geestmann arbeitet schon seit fünfzehn Jahren bei VW. Er macht fast nur Nachtschicht. Hier in seinem Haus lebt er mit seiner Frau und seinen drei Töchtern. Wirkt sich die Kurzarbeit auf seinen Lohn aus?

Klaus Geestmann: ja, selbstverständlich, denn das Arbeitsamt zahlt uns nur knapp mehr--ah--als die Hälfte von unserem Normallohn. VW legt uns Gott sei Dank ein bißchen was drauf, was für mich aber im Endeffekt immer noch zwischen DM 500,-- und DM 600,-- im Monat an weniger Lohn ausmacht.

Interviewer: Müssen Sie denn jetzt sparen?

Frau Geestmann: ja, natürlich müssen wir sparen. Wir müssen überlegen, ob wir Anschaffungen machen, in Urlaub fahren, zum Beispiel im Sommer.

Älteste Tochter: Und auch das Extrageld nebenbei, das wird auch weniger. So--weil--wenn man erst sparen muß, dann kann er mir nicht jeden Tag irgendwie mal ein paar Mark geben, damit ich irgendwo hingehen kann oder so.

Interviewer: Wie geht's denn für Sie in diesem Jahr bei VW weiter?

Klaus Geestmann: ja, wir haben jetzt--ah--noch zweiundzwanzig Tage Kurzarbeit. Wie es danach weitergeht, wissen wir noch nicht genau--eventuell noch mehr Kurzarbeit. Und schlimmstenfalls haben wir Entlassungen, wenn sich der Autoverkauf weiterhin so verschlechtert.