Thema 6: Arbeit

M. Berufstätige Mütter

Uhr 33:03 Länge 2'42" Detmold

Sprecherin: Der alltägliche Streß berufstätiger Mütter: Hetze zwischen Arbeitsplatz und Kindergarten oder Schule. Auch Angelika Fränger war bislang mit von der Partie. Besonders ärgerte sie,...

Angelika Fränger: ... daß also die vereinbarte Arbeitszeit nicht eingehalten wurde, daß also mehr Stunden gemacht werden mußten, und--ah--daß ich irgendwann gemerkt habe, das ist für mich nicht mehr machbar, so kann ich nicht arbeiten, und von daher--ah--war ich also auf der Suche nach einer-ja, nach einer optimalen Arbeitszeit.

Sprecherin: Die hat sie nun gefunden: Im Textilhaus Wiese in der Detmolder Innenstadt werden je nach Bedarf variable Arbeitszeiten angeboten. Auch als Kassiererin kann sich Angelika Frenger aussuchen, wieviel Stunden sie im Monat arbeiten möchte. Wichtig ist ihr,...

Angelika Fränger: ... daß also meine Tochter nicht zu kurz kommt, daß ich also die Möglichkeit habe, auch--ah--sie zu unterstützen bei den Hausaufgaben, und daß--ah--für mich-ah--daß mir der Beruf Spaß macht, und daß es nicht in Streß ausartet.

Sprecherin: Auch die Verkäuferin Antje Swerz nutzt dieses Angebot. Im Moment berät die alleinerziehende Mutter Kunden nur 85 Stunden im Monat. Veränderungen nach unten und oben sind möglich. Im Team-Gespräch wird die nächste Woche geplant, völlig ungewohnt in dieser Branche.

Leiterin: Frau Swerz, Mittwoch morgen ...

Antje Swerz: Das geht auch.

Leiterin: Bis 14.00 Uhr?

Antje Swerz: Hm-hm.

Leiterin: Donnerstag morgen bis 14.00 Uhr ...

Antje Swerz: Da hätte ich--lieber frei, weil mein Sohn hat eher Schule aus, und dann wäre ich gern den ganzen Tag eigentlich frei.

Leiterin: Ja, ah--Frau Dicker, könnten Sie da einspringen nachmittags?

Frau Dicker: Wann ist das? ja, das geht.

Sprecherin: Absprachen sind unerläßlich, aber dafür existieren in diesem Betrieb keine starren Arbeitszeiten. Erlaubt ist, was gefällt.

Antje Swerz: Ich habe mir das aussuchen können. Das war auch also an mir, wieviel ich machen möchte, und ich habe gesagt, erst mal so, nicht zu viel, weil ich auch gern für meine Jungs noch da sein möchte. Ganz besonders nachmittags, wenn sie Schularbeiten machen oder jetzt bei so einem schönen Wetter schwimmen gehen wollen, da möchte ich gern dabeisein.

Sprecherin: Für den Geschäftsführer ein Modell, das sich rechnet.

Busso Freise, Geschäftsführer: Das was wir machen, machen wir natürlich nicht aus karitativen Gründen, sondern das machen wir ganz klar aus ökonomischen Gründen schon so. Wir wissen, ah--daß unter Umständen unser Personal etwas teurer ist als anderswo, aber wir haben auch eben festgestellt, daß die Personalleistung durch eine sehr viel größere Motivation der Mitarbeiter auch über dem Durchschnitt ist, und damit rechnet sich das für uns.

Sprecherin: Ein Arbeitszeitmodell, das durchaus Schule machen könnte. Die Maxime, der Kunde ist König, gilt hier auch für das Personal. Angelika Fränger, so scheint es, hat jedenfalls ihre optimale Arbeitszeit gefunden. Sie und ihre Kolleginnen sind froh, den Beruf und die Familie besser vereinbaren zu können.